Hinein in den antikapitalistischen Block am 05. Februar.
Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass die ersten Corona-Fälle in Deutschland gemeldet wurden. Die Pandemie stellte unser ganzes Leben auf den Kopf. Fast 120.000 Menschen sind seitdem gestorben. Die Überforderung mit Ansteckung, Krankheit, Tod zeigte sich in der ganzen Gesellschaft. Wir haben vieles geschluckt und ausgehalten, immer mit der Hoffnung, dass es bald vorbeigeht.
Jetzt, auf dem Weg in das dritte Corona-Jahr, stellen wir fest, dass zu viel Geduld sich auch rächen kann. Denn auch wir haben die Schnauze voll!
Das medizinische Personal wurde bejubelt und beklatscht. Aber ohne eine sichtbare gesellschaftliche Solidarität auf der Straße setzte sich in den entscheidenden Tarifauseinandersetzungen der Stillstand durch. An den unwürdigen Zuständen von völliger Überarbeitung, mangelndem Personal und schlechter Bezahlung änderte sich nichts. Staat und private Betreiber haben die einst gefeierten „Held*innen“ der Pandemie ebenso im Stich gelassen, wie die Schwächsten der Gesellschaft in Alters- und Pflegeheimen, Psychiatrien oder den Sammelunterkünften von Geflüchteten. Immer noch gibt es keine vernünftige Konzepte für sichere Schulen und Kitas.
Eines der größten Themen momentan ist die Skepsis oder Ablehnung gegenüber der Impfung.
Doch liegt diese Skepsis wirklich in medizinischen Fragen? Oder ist sie Ausdruck eines größeren Phänomens: Der Vertrauensverlust weiter Teile der Bevölkerung in die Institutionen des Kapitalismus und des bürgerlichen Staates im Zuge der tiefen kapitalistischen Krise.
Seit der Agenda 2010 sinkt der Lebensstandard der Massen. Mit der Krise von 2008 und 2020 verschärfte sich die Situation: Prekarisierung, Arbeitslosigkeit, soziale Unsicherheit, Ruin kleiner Selbstständiger und Wohnungsnot. Während der Staat Großkonzerne rettet, rührte er keinen Finger, um die Situation der Leute zu verbessern. In Folge sinkt die Unterstützung für die
etablierten Parteien und das Vertrauen in die bürgerlichen Medien und Institutionen bröckelt.
Man könnte sagen: Ein völlig richtiger Instinkt.
Eine solche Impfpflicht über die gerade diskutiert wird, wird die Pandemie nicht beenden, besonders nicht unter kapitalistischer Handhabe und der Realität, dass der globale Süden im Stich
gelassen wird.
Diese Pandemie bewegt sich nicht frei vom, sondern im kapitalistischen Normalzustand!
An dem gegenwärtigen Zustand der vierten Welle und den Rekordinzidenzen sind allein die Kapitalisten und ihre Politiker schuld, denn sie stellten von Anfang an Profite vor Gesundheit.
Das Gerede über eine Impfpflicht ist der Versuch, davon abzulenken und den Ungeimpften die alleinige Verantwortung dafür zuzuschieben. Um die Skepsis gegenüber der so wichtigen Impfung einzufangen braucht es keine repressiven Maßnahmen gegen Ungeimpfte, sondern neben einer breiten Aufklärungskampagne, die Enteignung der Pharmakonzerne, eine Impfstoffproduktion unter demokratischer Kontrolle und die Offenlegung aller Verträge und Absprachen zwischen dem Staat und den Impfstoffherstellern!
Denn der Eindruck, dass Pharmakonzerne und Regierung nicht die Gesundheit der Menschen, sondern vor allem ihre Profite im Blick haben, ist nicht von der Hand zu weisen.
Genauso verhält es sich im Falle von ungeimpften bzw. nicht geboosterten Personen. Wenn Ungeimpfte, warum auch immer sie dies sind, von einer Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ausgeschlossen werden, beendet das weder eine Pandemie noch regt es Leute zum impfen an. Es bestärkt lediglich den Vertrauensverlust in staatliche Institutionen, treibt Menschen weiter in krude Verschwörungen und verschlimmert den Alltag vieler auch prekär Beschäftigter Menschen.
Was ist mit der steigenden Anzahl psychischer Erkrankungen bei gleichzeitigem Fehlen von Therapiekapazitäten; die undurchsichtigen Regelungen für Schüler:innen, Studierende und Auszubildende. Die Situation von Wohnungs- und Papierlosen, welche ohne Impfung nun von ihren Schlafplätzen z.B. den U-Bahn- Stationen verwiesen werden und vieles mehr ?
Wir müssen beginnen auch aus linker und solidarischer Perspektive endlich eine Haltung und Handlung zu entwickeln. Und zwar frei von kruden Verschwörungen. Aber auch frei von einer Obrigkeitshörigkeit.
Sondern auf Basis solidarischer Perspektiven und einer sozialistischen Gesellschaftsauffassung, welche sich nicht nach den Interessen des Kapitals richtet sondern am Wohle aller Menschen ausgerichtet ist.