Als sich in den 90er-Jahren eine junge Generation von Antifaschist:innen im Kampf gegen die Brandstifter formierte, da war es Kemal, der in Düsseldorf die Räume des Türkeizentrums auf der Erkrather Straße weit für sie öffnete. Und als in den 2010er Jahren das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ Räume benötigte, da war es auch wieder Kemal, der sie besorgte.
In all den Jahrzehnten war das eine von Kemals Fähigkeiten: Räume öffnen, Menschen vernetzen, Diskussionen anregen. Dabei war er immer streitbar, prinzipienfest, unangepasst. Sein Kampf galt nicht nur den alten und neuen Nazis, sondern er kämpfte auch für etwas: für eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg und Klimakatastrophe – für eine sozialistische Welt.
Kemal war Agitator, Organisator, Kümmerer. Er konnte reden und er packte mit an, wo immer helfende Hände nötig waren. Er sprach unbequeme Wahrheiten aus: über eine angepasste deutsche Linke, über zu bekämpfende Islamisten und Graue Wölfe, über die rassistischen Regierungen, über die Massaker der israelischen Armee in Gaza und über vieles andere mehr. Er redete darüber, damit wir gemeinsam daran gehen konnten, die Verhältnisse zu ändern. Er hatte noch viel vor. Er war Kommunist.
Kemal ist tot, er wird fehlen. Wir werden ihn nicht vergessen und wünschen seiner Familie und seinen Genoss:innen viel Kraft.
In tiefer Trauer und Verbundenheit: see red! Düsseldorf, 9.11.2024
Lob des Revolutionärs (Bertolt Brecht)
Wenn die Unterdrückung zunimmt
Werden viele entmutigt
Aber sein Mut wächst.
Er organisiert seinen Kampf
Um den Lohngroschen, um das Teewasser
Und um die Macht im Staat.
Er fragt das Eigentum:
Woher kommst du?
Er fragt die Ansichten:
Wem nützt ihr?
Wo immer geschwiegen wird
Dort wird er sprechen
Und wo Unterdrückung herrscht und von
Schicksal die Rede ist
Wird er die Namen nennen.
Wo er sich zu Tisch setzt
Setzt sich die Unzufriedenheit zu Tisch
Das Essen wird schlecht
Und als eng wird erkannt die Kammer.
Wohin sie ihn jagen, dorthin
Geht der Aufruhr, und wo er verjagt ist
Bleibt die Unruhe doch.
Wir trauern um Kemal Kiran
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